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dieser digitale anzugträger-friedhof, auf dem menschen ihre seelen wie polierte messingknöpfe ausstellen, damit irgendein hr-orakel in der dritten kellerebene einer versicherungsfirma kurz darauf klickt und sie dann doch ignoriert.
man könnte meinen, es sei facebook für erwachsene, aber das wäre schmeichelhaft.
es ist eher wie ein networking-tinder, nur ohne liebe, ohne ehrlichkeit und ohne das ehrliche eingeständnis, dass alle eigentlich nur etwas von dir wollen.
hier ist jeder authentisch, solange er vorher dreimal den begriff "authentizität" in die suchleiste getippt hat, um zu prüfen, wie viele likes das üblicherweise bringt.
du siehst sie da stehen, die erfolgsprediger in ihren digitalen ausgehjacken.
alle lächeln wie frisch gewachste reklametafeln, die dir erklären wollen, dass erfolg nur ein mindset ist – meistens das mindset von leuten, die noch nie echte arbeit gesehen haben, außer die mühe, ihre eigenen worthüsten zu formulieren.
und dann die posts.
gott, die posts.
"ich habe heute so viel gelernt."
"ich bin so dankbar."
"ich hatte heute ein inspirierendes gespräch mit meinem spiegelbild."
"hier ist ein text über einen völlig frei erfundenen moment, den ich aus dem ärmel geschüttelt habe, um euch zu zeigen, wie moralisch überlegen ich bin."
es ist ein globaler wettbewerb darum, wer die schönste lebenslüge mit hashtags dekorieren kann.
du postest dort regelmäßig, sagst du.
ohne erfolg.
natürlich ohne erfolg.
du bist wahrscheinlich ehrlich.
oder wütend.
oder menschlich.
und das funktioniert dort ungefähr so gut wie ein aschenbecher auf einem motorrad.
die leute wollen dort keine wahrheit.
die wollen glitzer.
die wollen selbstoptimierungs-streicheleinheiten.
die wollen ein gefühl, als stünde ihr leben kurz davor, ganz groß zu werden – kurz bevor sie wieder an ihren ergonomischen schreibtisch zurückkehren und dienstbeflissen die nächste excel-tabelle füttern.
linkedin ist ein markt voller verkäufer ohne ware.
ein basar aus marktschreiern, die alle schreien, aber niemand zuhört.
ein daten-müllplatz mit wlan.
es ist nicht facebook fürs business.
es ist ein museum der heuchelei, kuratiert von leuten, die sich für visionäre halten, aber nicht einmal merken, dass sie längst teil der ausstellung sind.
