die vernissage

25/11/2025

ich stand auf dieser verdammten vernissage, zwischen kunst, die keiner versteht, und leuten, die so taten, als wären sie wichtig, obwohl sie nur wie teure mäntel über billigen gerüsten hingen. ein paar fotos von mir waren auch da, stumm, schulterzuckend, als wollten sie sagen: bruder, wir gehören hier genauso wenig hin wie du.

mein kumpel — nennen wir ihn einfach "der mann mit den guten absichten und den schlechten freunden" — war natürlich mittendrin. eine dieser kreaturen, die sich durch jahrzehnte kulturarbeit und dreckige kaffeerunden gewühlt haben, bis sie irgendeinen titel tragen durften, einen, der klingt, als müsste man ihn mit zwei händen halten. das herz grün, die umgebung grau, und er immer irgendwo dazwischen, leicht angeschlagen wie ein barhocker kurz vor sperrstunde.

und dann kam dieser kammer-typ. einer von diesen glattgebügelten kerlen, die aussehen, als hätten sie seit jahren keinen ehrlichen gedanken mehr gehabt. weich in der stimme, hart im auftreten, ein lächeln wie ein schweizer taschenmesser. er redet eine stunde auf mich ein, als wäre ich der verlorene sohn der macht und er hätte gerade die weidende kuh geopfert, um mich zurückzuholen. ich soll kandidieren, sagt er. obmann. er regelt das, sagt er. diese leute regeln immer irgendwas, meistens so, dass du dich danach fragst, wer hier eigentlich wen verarscht.

ich sag ihm, dass ich politisch nichts am hut hab. politik ist für mich wie ein dreckiger waschsalon: du gehst rein und kommst trotzdem schmutziger raus. er lacht nur, dieses unangenehme lachen, bei dem du spürst, wie dir jemand mit den fingern durch die hosentaschen geht. "ruf mich am montag an", sagt er. als wär's ein drogen-deal und nicht die scheiß wirtschaftskammer.

monate später ruft mein "mann mit den guten absichten" an und will, dass ich zu irgendeinem kommentar was sage über die farben der vorarlberger wirtschaft. ich tipp was hin, nix großes. zehn minuten später schrillt das telefon und dieser kammer-hengst brüllt mir ins ohr wie ein hirte, der seine einzige ziege verloren hat. was mir einfalle. ob ich wahnsinnig bin. ob ich nicht wüsste, wie die dinge hier laufen.

und ich sag ihm dann, was ich mir denke. dass man in diesem sauberen kleinen vorarlberg manche jobs nicht bekommt, weil man was kann, sondern weil man weiß, in welchem hintern man eine kerze anzünden muss. und er sagt es tatsächlich laut: man könne das bei mir auch machen. ein job hier, ein job dort. ein bisschen mundhalten, ein bisschen nicken. wie ein hund, der hofft, dass das leiberl nicht wieder so eng sitzt.

ich lehn ab. aus prinzip. oder aus dummheit. in diesem land ist das dasselbe.

und da wusste ich's. endgültig.
in vorarlberg ist alles politisch. sogar die luft.
und je sauberer sie sagen, dass es ist, desto mehr dreck findest du unterm nagel.