datenmüllhalde instagram
du sitzt da,
die kamera noch warm wie ein letzter herzschlag nach einem schlechten one-night-stand,
und du ballerst die sonne auf den sensor,
als wärst du der verdammte messias des lichts.
goldene himmel,
wasser so glatt, dass engel darauf schlittschuh laufen könnten –
und was kriegst du?
50 treue follower,
die dich liken wie andere leute ihrem hund die ohren kraulen.
"wunderschönes bild ❤️"
"tolle farben 😍"
ja klar, danke gisela aus bottrop,
du bist der grund, warum ich noch nicht durchdrehe.
und dann scrollst du,
und was siehst du?
ki-kitsch,
algorithmus-kotze,
digitale gottesplagen,
die jeder vollpfosten mit einem ram-geschwächten laptop ausspucken kann.
ein fake-himmel,
ein fake-leben,
fake-träume mit plastic-soul-filter.
und du?
du hoffst,
dass irgendein beamter mit schlecht sitzendem hemd
in einer tourismusbehörde dein bild sieht
und sagt:
"den brauchen wir!"
haha.
diese leute buchen lieber stockfotos von einer ki,
die nicht mal weiß, wie ein verdammter baum aussieht.
und natürlich:
"mehr reichweite? kostet."
"link in bio? kostet."
"wachsen? kostet."
alles kostet,
außer die hoffnung –
die ist gratis,
und sie frisst dich langsam auf
wie billiger schnaps an einem dienstagabend.
du machst kunst,
und instagram macht datenbrei.
du gibst herz,
und sie geben dir "boost für 4,99 €".
aber hey –
wenigstens gehst du mit stil unter,
mit echter sonne,
echtem himmel,
echter arbeit,
während die welt sich an pixeln und plastik wärmt.
und irgendwann,
wenn die menschheit komplett im digitalen müllhaufen versackt,
finden sie vielleicht noch ein bild von dir,
ein echtes,
und irgendein archäologe sagt:
"verdammt – die konnten früher sehen."
prost.
auf den untergang.
mach das nächste bild noch schöner.
brenn die realität ein,
solange sie noch existiert.
